Interview mit Jutta Steinruck: „Lohse ist sehr weit weg von den Realitäten in den Stadtteilen“

Veröffentlicht am 06.04.2016 in Kommunales

Frau Steinruck, wie hat denn Ihr Sohn auf die Nominierung reagiert? Er ist sehr stolz und fest überzeugt, dass seine Mutter das Zeug zur Oberbürgermeisterin hat.

Was stimmt Sie zuversichtlich?Ich spüre auf der Straße eine Wechselstimmung. Menschen, die sagen, wir brauchen neuen Mut und neue Leidenschaft. Sie sagen mir auch: Frau Steinruck, Sie sind so leidenschaftlich und nah dran an den Menschen. Das brauchen wir jetzt.

Und diese Leidenschaft geht Amtsinhaberin Eva Lohse ab?Wenn ich den Menschen auf den Straßen zuhöre, ja. Aus meiner Sicht ist Eva Lohse sehr weit weg von den Realitäten in den Stadtteilen. Die Oberbürgermeisterin spricht nicht genug mit den Menschen.

Was muss besser werden in Ludwigshafen?Es muss mehr echte Bürgerbeteiligung geben. Deswegen habe ich mir vorgenommen, gemeinsam mit den Menschen der Stadt ein Zukunftswahlprogramm aufzustellen. Ich habe einen Masterplan im Kopf, ich habe meine Visionen für Ludwigshafen. Aber es geht ja nicht nur um mich, sondern um alle Menschen hier. Ich will alle einbeziehen.Die letzten beiden SPD-Bewerber, Ulrich Gaißmayer (2001) und Wolfgang van Vliet (2009), sind klar gescheitert. Was haben Sie aus deren Niederlagen gegen Lohse gelernt?Ich blicke in die Zukunft und sehe eine sehr motivierte Partei. Die breite Zustimmung für mich am Montagabend hat meine kühnsten Träume übertroffen. Wir können kämpfen, das haben wir bei der Landtagswahl gezeigt. Und wir sind fest überzeugt, dass wir die OB-Wahl gewinnen.

Sie haben Alt-OB Werner Ludwig, der Ludwigshafen 28 Jahre lang – von 1965 bis 1983 – regiert hat, als Vorbild bezeichnet. Warum?Er war immer hautnah bei den Menschen – wie kein Oberbürgermeister und keine Oberbürgermeisterin danach. Er war sehr verwurzelt hier, er war oft mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs und stets im Austausch mit den Leuten. Er saß nicht einfach im Rathausturm und hat sich mit dem einen oder anderen Spitzenfunktionär unterhalten oder mit Verbandsvertretern gesprochen. Er war wirklich draußen. Diese Bürgernähe braucht Ludwigshafen. So kann man ganz viel Unzufriedenheit bereits im Vorfeld verhindern. Dieses Fingerspitzengefühl vermisse ich bei der Amtsinhaberin. Sie lebt Bürgernähe nicht vor.Was nehmen Sie von Ihrem EU-Job mit nach Ludwigshafen?Die Erfahrung, parteiübergreifend die besten Ideen zusammenzufügen. Probleme sollten nicht durch die Parteibrille betrachtet und müssen zielführend angepackt werden. Das Beste für die Stadt im Blick haben – so muss ein OB arbeiten.

CDU-Chef Ernst Merkel lehnt sich weit aus dem Fenster und prognostiziert: Egal, wen die SPD aufstellt – Lohse gewinnt. Was sagen Sie dazu?Julia Klöckner hat sich auch schon als Ministerpräsidentin plakatieren lassen … Interview: Steffen Gierescher

(Rheinpfalz vom 06.04.2016)

 

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