Servus Stadtrat: Hans-Jürgen Bott

Veröffentlicht am 26.02.2019 in Kommunales

Servus Stadtrat: Hans-Jürgen Bott ist ein Spätberufener. Der frühere Schwimmtrainer fand erst mit 48 Jahren den Weg in die Politik. In den vergangenen zehn Jahren hat der SPD-Stadtrat vor allem eines gelernt: „Das ist nicht vergnügungssteuerpflichtig.“ Dennoch träumt er von einem aufblühenden Stadtzentrum.

Hans-Jürgen Bott ist Realist. Das geht für ein elftes Kind einer Arbeiterfamilie wahrscheinlich auch gar nicht anders. Als Realist hat der 67-Jährige jetzt entschieden: Es ist genug mit der Politik. Zur Kommunalwahl Ende Mai tritt er nicht mehr an, nach zehn Jahren nimmt er im Stadtrat seinen Hut. Dort war der Genosse eher in den hinteren Reihen der SPD zu finden. Was er aber als Realist auch nicht als schlimm empfindet. „Ich bin ja erst mit 48 zur Politik gekommen. Da darf man nicht erwarten, dass man einfach so durchstartet.“Dabei ist ihm das als Jugendlicher sogar gelungen. Als 13-Jähriger fand der Gartenstädter den Weg zum Schwimmverein (LSV 07). Er staunte: „Ich kam ja aus einer Arbeiterfamilie. Beim Schwimmverein war alles elitär. Hier waren Akademiker und BASFler.“ Doch Bott setzte sich durch, war mit 16 Jahren schon Südwestdeutscher Meister. Kurz darauf startete seine Trainerlaufbahn. Als 21-Jähriger übernahm er zunächst die Vereinsjugend, später als A-Trainer auch alle Aktiven und Leistungsschwimmer.

Mehrmals die Woche war Bott deshalb im und am Wasser, hinzu kamen Wettkämpfe an rund 40 Wochenenden. Das ging so bis 1992. Dann meldete sich der Realist in ihm und sagte: Es ist Zeit zum Aufhören. „So ist es jetzt wieder mit der Politik“, sagt Bott. Seine SPD sieht er mit dem jungen Vorsitzenden David Guthier und weiteren jungen Bewerbern gut aufgestellt. „Die sollen das jetzt machen, und die werden das auch machen“, ist der Maudacher überzeugt.

Klar ist: Er wünscht allen, die dem neuen Stadtrat angehören, ein glückliches Händchen. „Das Ehrenamt wird immer aufwendiger, das liegt ja auch an unseren brisanten Themen.“ Wer wie er realistisch die Stadt betrachte, habe schon jahrelang gesehen: „Es kommen mächtige Herausforderungen auf uns zu, und jetzt sind sie eben da.“ Bott nennt etwa „das Loch am Berliner Platz und auch die Hochstraßen“. Der Stadtrat müsse sich in viele anspruchsvolle Themen einarbeiten. „Vor allem aber sind wir vom Urteil der Experten in der Verwaltung abhängig“, betont er. So kann der Maudacher, der bei der Ortsvorsteherwahl zweimal an Rita Augustin-Funck (CDU) gescheitert war, den Frust in Sachen „Metropol“ verstehen. Da aber ein privater Investor am Berliner Platz tätig werde, könne die Stadt nur den Rahmen vorgeben, müsse also ein Hochhaus hinnehmen und wohl auch, dass ein Parkhaus den Platanenhain ersetzt. „Parkplätze brauchen wir eben.“ Bott ist eben Realist. Und träumt dennoch: „Langfristig wird der Berliner Platz wieder das werden, was er lange war: Der Mittelpunkt von Ludwigshafen.“

Dazu soll seiner Meinung nach auch die Walzmühle einen Beitrag leisten. Er könnte es einfach nicht verstehen, dass das Center nicht besser laufe. „Direkt daneben haben wir die Bebauung am Rheinufer mit 3000 Bürgern. Dort gibt es keine Infrastruktur. Das könnte man doch alles in der Walzmühle anbieten, besser geht es doch gar nicht“, sagt Bott. Er hofft hier auf eine Wende und glaubt, dass ein großes Lebensmittelgeschäft dazu seinen Beitrag leisten könne.

Zu Realismus mahnt er auch bei einem aktuellen Reizthema: dem Parkverbot in engen Straßen. „Eigentlich war das ja noch nie erlaubt. Die Stadt hätte das nie dulden dürfen. Man muss sich doch nur mal vorstellen, dass jemand stirbt, nur weil die Feuerwehr nicht anfahren kann.“

Bott versichert, sich auch künftig für alle Themen zu interessieren. „Ich bin da und helfe“, sagt er zu seinen Plänen für die Zukunft. Diese umfassen etwa Reisen und mehr Zeit mit seiner Frau. Definitiv werde er auf keiner Liste mehr stehen. „Wenn es aber was zu organisieren gibt, bin ich da.“ Seinen Stadtteil Maudach sieht er gut aufgestellt, vermisst nur Flächen für eine Erweiterung. „Wir haben viel Nachfrage, sind durch die Umgehungsstraße aber begrenzt.“

Realistisch fällt auch sein sportpolitisches Fazit aus. Denn das war sein Antrieb, in den Stadtrat zu gehen. Ludwigshafen stehe gut da und habe viele Erfolge. „Aber eben nicht durchgehend im Profibereich. Das müssen wir akzeptieren und zufrieden sein.“

(Rheinpfalz vom 26.02.2019)

 

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